Im Sommer 2001 wandern Regale, Schreibtische und viele viele Bücherwannen quer über die Osterstraße, getragen von fleißigen Helferinnen und Helfern. Nach 23 Jahren verlässt der Buchladen die vertrauten (und fußkalten) Kellerräume und zieht um! Von der Osterstraße 156 in die Osterstraße 171. Wohin auch sonst bei einem solchen Firmennamen? Endlich sind die steilen Stufen verschwunden, wir bieten freie Fahrt für Kinderwagen und Rollstühle und haben endlich Platz, um spannende Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland einzuladen.
Harry Rowohlt testet als einer der ersten Lesungsgäste im neuen Laden, wie viele Menschen auf 75 qm passen und wieviel Sauerstoff sie während einer dreistündigen Lesung brauchen. Der von Meisterhand gebaute neue Kassentresen wird regelrecht belagert. Der Laden boomt mal wieder. Doch wenige Wochen später fliegen zwei Flugzeuge in New Yorker Hochhäuser und die Zeit scheint stillzustehen. Es folgen: neue Kriege, eine neue Währung und bald auch eine neue Wehrmachtsausstellung, die wir mit einem wohlsortierten Büchertisch begleiten.
Auf neue Herausforderungen durch Buchhandelsketten und fiese Onlinehändler reagieren wir mit einem wahren Modernisierungsschub. Ein modernes Logo ersetzt fortan die alte Buchladen-Eule, unsere neue Website bietet neben vielen Lese- und Veranstaltungstipps auch einen eigenen Web-Shop. Der E-Mail-Newsletter hält unsere Kundinnen und Kunden auf dem Laufenden.
Der unabhängige Buchhandel weiß sich auch in Krisenzeiten zu helfen. Egal, ob „Indiebookday“, „Monat des Gedenkens“, „Lange Nacht der Literatur“ oder „Woche unabhängiger Buchhandlungen“: Der Buchladen ist engagiert dabei. Und das wird belohnt: Presse und Radio berichten über uns, in einer Dissertation über die Geschichte des linken Buchhandels werden wir selbst zum Forschungsgegenstand, wir werden nominiert für den Hamburger Buchhandlungspreis und gewinnen schließlich als Krönung 2016 zum ersten (und nicht zum letzten Mal!) den Deutschen Buchhandlungspreis. Nun dürfen wir uns quasi offiziell „ausgezeichneter Ort der Kultur“ nennen.
Totgesagte leben halt länger!