(Ü: Nikolaus Stingl), Hanser 2024, 330 S., 26 Euro
Nur der Mississippi fließt weiter in die gleiche Richtung. Eine Idee, so einfach wie genial. Der Südstaaten-Autor Percival Everett dreht Mark Twains berühmten Roman Die Abenteuer des Huckleberry Finn auf links, indem er den Sklaven Jim zum Icherzähler macht. Das funktioniert großartig, nicht zuletzt aufgrund der übersetzerischen Meisterleistung von Nikolaus Stingl. Jim, gebildet und mit großem Freiheitsdrang ausgestattet, kommentiert sein sklavenhalterisches und bigottes Umfeld, lehrt seine Kinder den richtigen Umgang mit den Weißen und findet in Huck Finn einen Gleichgesinnten. Die großen Fragen nach Herkunft, Klasse und Identität werden mit Witz und Spannung und vollkommen moralinfrei beantwortet.
Vielleicht der Roman des Jahres!