Annie

Ernaux,

Das Ereignis

(Ü: Sonja Finck), Suhrkamp 2021, 104 S., 18 Euro

Die schonungslose Selbstbetrachtung, mit der die 1940 geborene Schriftstellerin Stationen ihres Lebens reflektiert und erzählt, ist außergewöhnlich. In den 1960er-Jahren wird Annie Ernaux als junge Studentin schwanger, aus Angst vor sozialem Abstieg erwägt sie eine Abtreibung. Versuche, ärztliche Hilfe zu erhalten, enden erfolglos. Tabuisierung, gesellschaftliche Ächtung, Scham und Desinformation führen sie schließlich zu einer „Engelmacherin“. Was folgt, ist eine Entbindung des Fötus‘ mithilfe einer Kommilitonin, die sie nur mit Glück überlebt. Ein erschütternder Bericht, der in Anbetracht der heutigen Kriminalisierung und Stigmatisierung von Frauen mit Abtreibungserfahrung immer noch fassungslos macht.