(Ü: Brigitte Große), Kunstmann 2021, 155 S., 20 Euro
Als das Straßenkind Louis in Saigon einen ausgesetzten Säugling findet, kümmert er sich nach Kräften um das Mädchen, das er em Hổng nennt. Der Vietnamkrieg tobt und zahllose Kinder wie Louis, deren Väter amerikanische Soldaten sind, müssen sich allein durchschlagen. Die beiden werden getrennt und gelangen 1975 mit den Operationen „Babylift“ und „Frequent Wind“ in die USA, wo sich ihre Wege später wieder kreuzen sollen.
Kim Thúy, die mit zehn Jahren als Boatpeople nach Kanada floh und sich in ihren Romanen literarisch mit der Frage nach Zugehörigkeit auseinandersetzt, gelingt mit den Miniaturen in ihrem Buch Großes: Sie verknüpft kunstvoll Faktisches mit Fiktion, Vergangenes mit Gegenwärtigem, findet eine Sprache für unfassliches Leid und verleiht den Vergessenen eine Stimme.